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Route von Le Puy nach Speyer
Kilometer: 100,39 (!)
Fahrzeit: 6:34:36
Ækm/h: 15,2
Insgesamt: 6.086,49 km
Wetter: Sonne, nur ein Tag Regen
Location/Biwak/Camp: Speyer
Hurra, ich habe es geschafft! Yes, I did it! Yeah! Ich bin zweimal durch ganz Frankreich gefahren, ohne auch nur einmal in Hundescheiße zu treten. Dafür habe ich den goldenen Touristikorden am Bande verdient und die Aufnahme in die Ehrenlegion inkl. Champagner-Empfang im Élysée-Palast. Naja, ich habe auch ein wenig geschummelt. Ich habe ja immer ein Bein auf dem Trittbrett und das andere bewegt sich so schnell, dass die Wahrscheinlichkeit eine der berühmten Tretminen zu treffen sehr gering ist und als Wahl-Berliner bin ich als Fußgänger in den Städten sowieso immer mit gesenktem Haupt unterwegs. Wer Frankreich kennt, kennt das Problem …
Tage der Gastfreundschaft
Auf der Suche nach einem Campingplatz oder Chambre D’Hotes gab es nach Le Puy immer wieder Probleme. Entweder es gab gar nichts oder alles war voll. So kam es, dass ich von „Wildfremden“ einfach nach Hause eingeladen worden bin. Eindeutige Aussagen: „Du bist verrückt, aber nicht gefährlich!“ Sofort wurde Pizza gebacken, ein Grillabend organisiert, ein Zimmer hergerichtet, Wein serviert, Freunde angerufen oder der beste Platz im Garten für mein Zelt zugewiesen. Ich habe sogar einen ganzen Abend Französisch „geredet“ (soweit möglich) ohne mir die Zunge zu brechen. Vielen Dank an dieser Stelle.
Globetrotter unter sich
Kurz nach Le Puy traf ich Heidi und Marcos (siehe Foto), die von Japan bzw. China unterwegs nach Santiago de Compostela sind. Mit dem Fahrrad über den sog. Hippie-Trail nach Europa gekommen, trafen wir uns an einer Tankstelle um Luft für unsere Reifen zu tanken. Übrigens die Erste seit dem ich wieder in Frankreich bin! Eine willkommene Abwechslung und lockerer Small Talk unterwegs. Eines Morgens wachte ich auf, und fragte mich, ob es nicht möglich wäre, 100 km an einem Tag mit dem Tretroller zu fahren? Nicht ganz optimale Bedingungen: manchmal Gegenwind, einige leichte Nieselschauer und herbstliche Temperaturen machten mir auf der Strecke zw. Besançon und Montbeliard zu schaffen. Nach exakt 100,39 km sah ich ein Hotel. Ich fiel völlig fertig und ohne Essen ins Bett. Es geht also, aber ich brauche das nicht noch mal!!! Am nächsten Morgen traf ich im Hotel auf Pierre, einem Anwalt aus Quebec in Kanada. Er versicherte mir, dass er im Urlaub sei und ich keine Rechnung bekomme, wenn wir ein Stück gemeinsam nach Mulhouse fahren. Als hätte ich vom letzen Tag noch nicht genug, fuhren wir mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 18 km/h die 60 km bis zum Campingplatz in Mulhouse. Hier verabschiedeten wir uns, ich fuhr weiter bis Neuenburg am Rhein in Deutschland – insgesamt mehr als 86 km. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Ich kann nun wieder alle Schilder lesen, alkoholfreies Weisbier trinken und verstehe die Nachrichten im Fernsehen – also eigentlich verstehe ich gar nichts mehr. Kaum bin ich mal ein paar Monate nicht im Lande, steht die Welt Kopf: Sarrazin schafft Deutschland ab und probiert sich als SPD-Politiker in Eugenik und die CSU schafft die Wehrpflicht ab. Früher war das andersrum! Hey, was ist los mit Euch?
Erkenntnis des Tages: Ich will die alte bipolare Ordnung wieder haben! Es gibt Rechts, es gibt Links und irgendwo dazwischen stricken die Grünen einen Panzer – selbstverständlich für humanitäre Zwecke.